Spielbericht: Namenlose Nacht (Teil 1)

Die Namenlosen Tage - jene Zeit des Jahres, da sich kein rechtschaffener Mensch vor die Tür traut. Wo das ganze Mittelreich den Atem anhält und auf einen schnellen Beginn des neuen Jahres hofft. Wo die Grenzen zwischen Niederhöllen und Realität dünn wie nie sind, und wo des Nachts finstere Kreaturen auf unschuldige Seelen warten. Genau die richtige Zeit also für unsere Helden, mal wieder ein richtig schönes Bad zu nehmen! Auf geht's zur Orgie in den Thermen!


Lieber Leser, sei gewarnt: Der folgende Spielbericht beschreibt den Einstieg in das Abenteuer "Namenlose Nacht". Wer das Abenteuer selbst noch als Spieler erleben möchte, sollte besser nicht weiterlesen. Auch die ein oder andere Information über die Jahr-des-Feuers-Kampagne wird gespoilert. Und schließlich seien zartbesaitete Naturen gewarnt: Das erste "ab 18"-Abenteuer der DSA-Geschichte kann auch das ein oder andere unzüchtige Detail beinhalten, das für Minderjährige vielleicht eher ungeeignet ist.

Die Heldentruppe

Es sind die letzten Tage des Jahres 1028 BF. Rhazzazor ist endgültig besiegt, der Splitter des Thargunitoth verschollen, Kaiser Hal und Möchtegern-Kaiser Answin von Rabenmund haben den Kampf gegen den schwarzen Drachen mit ihrem Leben bezahlt. Auch unsere Heldengruppe hat im Jahr des Feuers schwere Wunden, körperlicher und seelischer Art davongetragen, von denen sie sich erst langsam erholen konnten.

Torjan aus Joborn, der Holzfäller, war es, der todesmutig auf den Schädel des Kaiserdrachen sprang und ihm den Stab des Vergessens in den untoten Leib rammte. Leider wurde unser Held in der darauf folgenden Explosion aus verfaultem Fleisch und Knochensplittern so schwer verletzt, dass sein zerschmetterter Körper, dem Tode näher als dem Leben, reglos auf dem Schlacht liegen blieb. Dass er dennoch überlebte, konnte sich Torjan nur durch ein Eingreifen des Totengottes selbst erklären, und so beschloss er, sein Leben fortan im Dienste Borons zu führen, eine Spätweihe annzustreben und den Namen Bruder Torjan anzunehmen.

Farsijian aus Syneggyn, der maraskanische Streuner aus bescheidenen Verhältnissen, wurde für seinen heldenhaften Angriff auf Rhazzazor (dem er erst das Kaiserschwert Silpion in den Brustkorb rammte, und es kurze Zeit später, als er erkannte dass Rhazzazor genau dies beabsichtigte, wieder herauszog) und seine übrigen großen Taten für das Kaiserreich zum Baron von Retogau ernannt. Die letzten Wochen hatte er damit verbracht, seine Baronie das erste Mal zu besuchen, sich in die verwalterischen Aufgaben eines Barons einzuarbeiten, den ehrenhaften Lanzengang zu trainieren und sich im Lichte seines neuen Titels "Hochgeboren Baron Farsijian aus Syneggyn zu Retogau" zu sonnen.

Unser Auelf Toralin Nachtgesang scheint ob dieser Veränderungen seiner wankelmütigen Rosenohr-Gefährten etwas irritiert zu sein, ist er doch jetzt ständig vom "Baron und Boron" umgeben. Seine eigenen Verdienste im Kampf gegen Rhazzazor wurden hingegen kaum gewürdigt. Dabei war er es, der sich die von Rhazzazors Ritual freigesetzte Astralenergie zu Eigen machte und dem Drachen freizaubernd (und unter Einsatz all seiner Schicksalspunkte) den Karfunkel aus dem Leib zog. Und während der Maraskaner nun der "feine Herr Baron" ist und der tumbe Holzfäller stets schweigend ins Gebet zu seinem Todes-Götzen vertieft ist, hat unser Elf als Dank nur eine schwere Kopfwunde und einen Verband am rechten Ohr erhalten...

Unsere Heldentruppe hat sich also nach den Strapazen des Jahr des Feuers mal eine kleine Auszeit verdient. Und was läge da näher, als ein erholsamer Besuch in der Therme...

Am Morgen des ersten Namenlosen Tages hängen die Helden also gelangweilt in der Alten Residenz in Gareth herum, und überlegen, wie sie die üblicherweise sehr ereignislosen Namenlosen Tage am besten hinter sich bringen können, bis endlich am ersten Praios, die feierliche Krönung von Kaiserin Rohaja stattfinden kann, zu der sie, als Helden von Gareth, als Ehrengäste geladen sind. Plötzlich vermeldet ein kaiserlicher Page die Ankunft eines unangemeldeten Besuchers...

Die Anwerbung

Travian Korninger, Wirt des Garether Hotels Korninger, bittet die Helden, nach seiner verschwundenen Tochter Selinde zu suchen. Das 16-jährige Mädchen sei vor 4 Tagen nicht von einem Einkauf vom Al'Anfaner Markt im Westen der Stadt zurückgekehrt, wo sie Kerzen und Weihrauch kaufen sollte. Seine Selinde sei stets ein braves und tugendhaftes Mädchen gewesen, und auch wenn sie in letzter Zeit etwas eigensinnig gewesen sein mag und sich mit zweifelhaften Freunden herumtrieb, kann er sich nicht vorstellen, dass sie von Zuhause ausgerissen sein könnte.

Seine in der halben Stadt aufgehängten Steckbriefe sorgten leider nur dafür, dass er erst in einer Seitengasse unweit seines Hotels von zwei vermummten Gestalten bedroht und verprügelt wurde, und er zum anderen einen, in sehr ungelenker Handschrift verfassten Erpresserbrief erhalten hatte, der ihn aufforderte, mit 60 Dukaten heute Abend zur Jahreswendfeier in die Bardo-Therme zu kommen, um mehr über den Aufenthaltsort seiner verschwundenen Tochter zu erfahren.

Die züchtig verhüllte Ansicht des höchst unzüchtigen Abenteuers

Doch leider gibt es da ein Problem für den ausgesprochen traviagläubigen und gesitteten Korninger: Jene Feier ist eine verruchte Orgie, die von den sogenannten "Levthaniern" veranstaltet wird, und wo es jeder mit jedem auf höchst unzüchtige und lästerliche Art zu treiben pflegt. Korninger bittet die Helden zu entschuldigen, sie zu bitten ihn in einen solchen Sündenpfuhl zu begleiten. Aber da sie sichbereits während der Belagerung von Rommilys als Kämpfer für die Göttin des Herdfeuers bewährt haben, deutet er die Anwesenheit der Helden als göttliche Fügung, von Travia gesandt um ihm bei seiner schweren Prüfung beizustehen...

Die Helden jubilieren währenddessen innerlich: Eine Orgie! In den Thermen! Wein, Weib und Gesang! Endlich wieder Sex, nach all den Anstrengungen und Entbehrungen des letzten Jahres! Jaja, natürlich sind wir bereit Euch beizustehen, habt keine Furcht, Herr Korninger, Nein, wir müssen nicht über unsere Bezahlung verhandeln, wir machen das doch gerne für Euch...

Die Vorbereitungen

Bevor sich unsere Helden in ein solches Abenteuer stürzen, stellen sie zunächst ein paar Nachforschungen an - natürlich getrennt, um dem Meister das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Bruder Torjan macht sich erstmal auf zum Rahja-Tempel, um mehr über die Levthanier in Erfahrung zu bringen, stellt jedoch fest, dass niemand genau weiß, ob ihr Treiben rahjagefällig ist oder eher ins Belkelelsche abdriftet. Leider ist auch der oberste Rahja-Geweihte gerade außer Haus und kann nicht befragt werden.

Toralin Nachtgesang erkundet währenddessen den Al'Anfaner Markt und versucht etwas über die letzten Stunden vor Selindes Verschwinden in Erfahrung zu bringen. Doch trotz sehr nachrücklichen Nachfragens kann er keine neuen Erkenntnisse aus der armen Marktfrau herauspressen. Lediglich die geografische Nähe von Al'Anfaner Markt zu den Bardo- und Cella-Thermen ist bemerkenswert.

Nicht weit entfernt besinnt sich Baron Farsijian auf alte Streuner-Fähigkeiten und steigt über eines der vergitterten Tore in den Thermenpark ein. Das Gelände stellt sich als äußerst verwildert, die Cella-Therme als komplett verlassen und verbarrikadiert heraus. Lediglich der Bereich um die Bardo-Therme ist gepflegt, die letzten Vorbereitungen für das Fest laufen auf Hochtouren. Als ein armer Bediensteter eines der angelieferten Fässer mit Stutenmilch unsanft behandelt, wird er vom Gastgeber, Zurbaran Gerbelstein, auf's Übelste verprügelt und getreten. Mehr kann unser Streuner aus seinem Versteck aber nicht in Erfahrung bringen ohne aufzufallen.

Die verbleibenden Stunden bis zum Beginn der Orgie verbringen unsere Helden mit dem Anfertigen der Kostüme. Bruder Torjan wählt selbstverständlich ein Rabenkostüm, Elf Toralin eine Schleiereule (passend zu seiner Tiergestalt), und Baron Farsijian ironischerweise ein Kaiser Reto Kostüm, was für einen Maraskaner historisch problematisch, aber zum Treiben in den Bardo-Thermen thematisch nicht unpassend ist. Dank der Hilfe des örtlichen Stoerrebrandt-Kontors (zu dem die Helden gute Kontakte haben) und des Kostümfundus im Theaters Fuchsbau sind unsere Helden bald ordnungsgemäß leicht bekleidet verkleidet und bereit für orgiastische Ermittlungen.

Der Empfang

Mit Einbruch der Dämmerung fährt die Kutsche also mit Ganter (Travian Korninger), Rabe, Schleiereule und Kaiser Reto vor der Bardo-Therme vor. Korninger und die Helden werden vom überraschten Gastgeber Zurbaran Gerbelstein begrüßt, der höchst amüsiert ist den verstockten Korninger und die legendären Helden von Gareth hier begrüßen zu dürfen. Gerbelstein selbst, ein etwa 25-jähriger Mann im Borbaradkostüm, ist Sohn der Händlerfamilie Gerbelstein und Leiter der hiesigen Niederlassung.

An den Apodyterien (den Umkleideräumen, wo alle Gäste auf verborgene Waffen durchsucht werden) und den Latrinen vorbei (wo wir das schöne Wort Xylospongium kennenlernen - einem Holzstab mit Schwamm zur Afterreinigung!), werden wir neben dem Frigidarium (dem Kaltwasserbecken mit Firun-Bildnissen) von einem Mannwidder in Empfang genommen, der uns auffordert an einem kleinen Altar Levthan zu huldigen. Die erste Überwindung für traviagläubige Helden und den armen Korninger. Glücklicherweise stellen sich unsere Helden als nicht sonderlich traviagefällig heraus (selbst der frischgebackene Boron-Geweihte scheint keine Bedenken zu haben Levthan um einen schönen Abend zu bitten - da kommt der alte rahjagläubige Holzfäller wieder durch).

Im Innenhof warten dann schließlich alle Gäste (noch erstaunlich zurückhaltend) auf die feierliche Eröffnung. Die Helden bemerken unten den Gästen die ehemalige Kaiser-Gattin Alara Paligan, die als aufreizende Spinnenfrau erscheint, und einen attraktiver blonden Halbelfen, der als rote "Rose von Gareth" verkleidet ist.

Schließlich schreitet, passend zum diesjährigen Motto "Frohes neues Jahr 27 Bardo" unter Fanfarenschall der längst verstorbene Kaiser Bardo (gespielt von einem feisten Mittfünfziger namens Xeledio der Spötter) auf die Bühne, begleitet von seinen nackten "Ministerinnen" und "Löwengardisten" und seiner "Oberrätin" Tispia Lussian. Voller Pathos und Spott erklärt "Bardo" die diesjährige Orgie für eröffnet, und mit einem Feuerwerk und dem Johlen der Gäste beginnen die skandalösen Feierlichkeiten.

Erste Kontakte

Die ersten erfahrenen Gäste lassen die Hüllen fallen und beginnen Rahja zu huldigen, während unsere noch etwas schamhaften Helden erstmal gesittet in den Bardosaal schlendern, um sich am prachtvollen Buffet zu laben. Neben dem drei Meter hohen Bardo-Standbild beginnt der gut gelaunte Baron Farsijian erste Kontakte zu den anwesenden Damen zu knüpfen, und ist ein paar höchst erfolgreiche Proben später schon mit der charmanten, als Schwarzmagierin verkleideten Jolanthaa von Wengenbruck (einer Koscher Kleinadeligen, die sich ohne ihren Mann zu informieren heimlich eine Einladung besorgt hat) zu einem feuchten Stelldichein im Caldarium (dem Warmwasserbad in der größten Halle der Therme) verabredet.

Während also der "Party-Baron" seinen zuvor auf dem Al'Anfaner erstandenen Liebes-Ausdauertrank konsumiert, um für das lustvolle Warmwasserbad gerüstet zu sein, machen sich der Boron-Priester und der Elf auf eigene Faust auf die Therme zu erkunden. Bruder Torjan beginnt sich nach 16-jährigen jungen Frauen zu erkundigen, und wird auf den "Waldschrat" verwiesen (der verkleidete Baldram Springloff, Leiter der Garether Nordlandbank, der offensichtlich auch auf unwillige junge Mädchen steht). Springloff kann auf Nachfragen nur verraten, dass er seine jungen Dinger immer über einen Mittelsmann von eine "Elfen oder so" erhalten habe.

Toralin, der miespetrige Elf (Motto: kein Sex mit Menschen!) hat sich unterdessen eine erste Portion der frei verfügbaren Rauschmittel besorgt (Schwarze Pfeffer - erzeugt Trugbilder), und sich ins Tepidarium (das Warmluftbad) gleiten lassen, um zu entspannen und auf andere anwesende Elfen zu hoffen. Als ihn kurze Zeit später ein Gast anspricht, weil er in ihm einen Rauschkraut-Händler vermutet, der verbotene Substanzen besorgen kann, reagiert unser Elf höchst unentspannt mit einem Schlag ins Gesicht des Fragenden. Anscheinend mag unser Held nicht mit einem Halbelfen verwechselt werden. 

Das Zwischenfinale

Während im Caldarium der Baron und die Kleinadlige einem ersten lauten Höhepunkt entgegen keuchen, wird der (seit der Schlacht gegen Rhazzazor hinkende) Boronpriester von einem Partygast von hinten mit einer Fussfessel versehen und - da Torjan sich nicht wehrt, um mehr über dieses seltsame Verhalten herauszufinden - in die im Keller liegende Kammer der verbotenen Freuden verschleppt. Als er vor der Tür die Schreie, Peitschenhiebe und das gierige Gelächter vernimmt, beginnt sich Bruder Torjan zu fragen, ob es eine gute Idee war sich hierher abschleppen zu lassen...

Ein echter Halbelf (die zuvor beobachtete "Rose von Gareth") steigt indessen zu Toralin Nachtgesang ins Becken, um sich zu erkundigen, was der arme Mann denn wollte, dass er eine solche Ohrfeige verdient habe. Als Toralin berichtet, dass er nur irgendwelche Rauschmittel haben wollte, ist der Halbelf enttäuscht; anscheinend war er auf der Suche nach verruchteren Aktivitäten. Als er den Elfen einen leidenschaftlichen Abschiedskuss gibt, wird er von ihm brutal davongestoßen. Auch gleichgeschlechtliche Intimitäten mit Halbelfen scheinen nicht Toralins Geschmack zu sein!

Party-Baron Farsijian hat seine erste Gespielin höchst erfolgreich beglückt, und ist gerade dabei das Salinarium (das Salzbad) auf der Suche nach neuen Eroberungen zu erkunden, als ihm plötzlich eine betörende Schönheit (verkleidet als sehr spärlich bekleidete Quellnymphe) auffällt, die alle Gäste kurz mustert und sich dann, anscheinend enttäuscht, abwendet und den Saal verlässt. Farsjian, der nur noch zwanzig Minuten hat, bevor die Wirkung seines Liebestranks nachlässt, heftet sich an die Fersen der unnahbaren Schönheit...

Hier endet der erste Teil unseres Berichts zu den skandalösen Aktivitäten in der Bardo-Therme. Schauen Sie auch in zwei Wochen wieder herein, um herauszufinden, ob der Party-Baron die unnahbare Schönheit erringen, der Boron-Geweihte dem dunklen Treiben im Keller entkommen und der schlecht gelaunte Elf etwas entspannter werden kann. Zum zweiten Teil.

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